26.05.2010 Bergische Morgenpost

Licht-Lesung im Sonnenschein

Eine kulturelle Wanderung des Vereins „Kunstfluss Wupper” führte am Pfingstmontag zum Damm der Vorsperre. Ziel war das dort installierte Kunstwerk „Licht”. Lesungen gehörten mit zum Programm.

Der Remscheider Künstler Jürgen Liersam bei der Lesung an seinem Kunstwerk "Licht". Die Installation steht an der Wupp-Vorsperre und war am Pfingstmontag Ziel eines literarisch-philosophischen Spaziergangs. Foto: Rainer Grassmuck

VON NORBERT BANGERT

HÜCKESWAGEN Reges Treiben herrschte bei dem schönen Wetter am Pfingstmontag auf dem Rund­weg um die Wupper-Vorsperre. Un­ter den vielen Fahrradfahren, Joggern und Spaziergängern fiel eine Gruppe besonders auf: Knapp 20 Menschen hatten sich um Petra Pfaff und Jürgen Liersam gruppiert. Die Vorsitzende des Vereins „Kunstfluss Wupper” und der Künstler aus Remscheid führten einen „literarisch-philosophischen Spaziergang zum Licht” an.

Markantes Kunstwerk
Hinter dem Wanderziel, Liersams Installation „Licht”, verbirgt sich ein markantes Kunstwerk, das seit zirka drei Jahren unmittelbar am Damm der Wupper-Vorsperre steht. „Wir hatten bereits bei der In­stallation des Kunstwerks angekün­digt, dass wir es regelmäßig besprechen und begehen wollen. Heute setzen wir das in die Tat um”, sagte Petra Pfaff. Die Gruppe zog vom Wander­parkplatz Mühlenweg los zum etwa halbstündigen Fußweg entlang der Vorsperre bis zum Damm. Auf dem Weg dorthin und am Ziel selber fan­den dann immer wieder Literatur­lesungen zum Thema „Licht” statt. Unter den Vortragenden waren die Vereinsvorsitzende Petra Pfaff, die Hückeswagener Schriftstellerin Gi­sela Marquadt, Anne Stoll aus Halver und auch der Schöpfer des Kunstwerks selber, Jürgen Liersam aus Remscheid. Gelesen wurde aus literarischen Werken, in denen sich die Schriftsteller im weiteren Sinn mit dem Thema Licht beschäftigen, beispielsweise aus den Werken des künstlerischen Genies Leonar­do da Vinci oder des deutschen Phi­losophen Arthur Schopenhauer.
Unmittelbar vor dem Ziel, in Sichtweite des Kunstwerks, gab’s dann „die große Pause”. Die Teil­nehmer packten ihre Picknick-Kör­be aus, um sich im Schatten der pilzförmigen Wanderhütte eine weitere Lesung anzuhören. Bei die­ser Gelegenheit erinnerten Petra Pfaff und Jürgen Liersam auch noch einmal an die vielen Hindernisse, die es seinerzeit bei der Installation des Kunstwerks in der Landschaft zu überwinden galt. „Wir hatten et­liche Ortstermine zu bewältigen, bis die Genehmigung schließlich erteilt war”, blickte Petra Pfaff am Montag zurück.
Wie viel Herzblut Jürgen Liersam in sein Kunstwerk gesteckt hat, wurde deutlich, als er sagte: „Jedes Mal, wenn ich an diesen Ort komme, ist es, als ob ich ein Kind besu­chen würde. Und ich bin heilfroh, dass es ihm gut geht”. Damit bezog er sich vor allem darauf, dass die In­stallation bisher noch nicht Ziel von Vandalismus geworden ist, obwohl sie fernab jeglicher Kontrollmög­lichkeiten steht.

Das Leben, ein Wimpernschlag
Unmittelbar am Kunstwerk gab es dann von Liersam noch eine na­turwissenschaftliche Betrachtung zum Thema Licht. Dabei führte er vor Augen, welche gewaltigen räumlichen und zeitlichen Dimensionen sich hinter der Sonne als Lichtquelle verbergen. Das Leben eines Menschen sei dagegen nur ein Wimpernschlag. Liersam: „Und den müssen wir nutzen, die schö­nen Dinge des Lebens genießen, bis uns das Licht ausgeht.”

Installation „Licht”
Das Kunstwerk „Licht” besteht aus einer hölzernen Stele mit Metall­fuß, der auf einem steilen Fels­hang befestigt ist. Im Zentrum zwischen zwei Eichenholzbalken ist eine ungeschliffene Glasku­gel befestigt, die je nach Lichtein­fall optische Effekte erzeugt. Verarbeitet sind außerdem drei stählerne Platten, in eine ist das Wort „Licht” eingearbeitet. Das Kunstwerk ist eines von vielen an der Wupper. Insgesamt sollen irgendwann am Fluss 116 Kunst­werke stehen – pro Wupper-Kilometer eines.